Was müssen Studenten bei der Existenzgründung beachten?

Laut einer Umfrage durch Campusjäger unter 1.000 Studenten, wollen fast die Hälfte aller Studierenden nicht den Weg in die Selbstständigkeit wählen. Andersherum formuliert: Rund jeder zweite Student spielt mit dem Gedanken sich selbstständig zu machen und ein eigenes Unternehmen zu gründen. Warum wollen sich Studenten mit einer Existenzgründung selbstständig machen? Die Umfrage nennt mehrere Gründe. Die wichtigsten Gründe dabei sind “etwas Neues aufbauen” und “der eigene Chef sein”.

Die Existenzgründung von Studenten unterscheidet sich in einigen Bereichen nicht wesentlich von dem eines anderen Gründers. In anderen Bereichen dagegen, gibt es signifikante Unterschiede, man denke nur an Hinzuverdienstgrenzen in puncto BAföG. Oder einfach der Punkt, dass Studenten ja in ihrem “Hauptberuf” Studierende sind und die Existenzgründung dann gewissermaßen nebenher laufen lassen müssen.

In diesem Beitrag erhalten Studenten eine Checkliste an die Hand, welche ihnen helfen wird, eine gewisse Reihenfolge oder Gliederung zu beachten und nichts zu vergessen. Die wichtigsten Unterschiede zu der Unternehmensgründung gegenüber anderen Gründern werden detaillierter besprochen. Die Überschriften sind dabei immer so verlinkt, dass Sie als Leser über den Link zu weiterführenden Informationen gelangen.

Unterschied Gründung eines Studenten zu einer “normalen” Existenzgründung

Eine klassische Existenzgründung gibt es eigentlich nicht. Jeder hat andere Voraussetzungen. Im Gegensatz zu vielen anderen Gründern, gründen Studenten jedoch nicht aus der Arbeitslosigkeit heraus. Und wahrscheinlich werden Studenten zunächst im Nebengewerbe gründen, da ihre Haupttätigkeit ja das Studium ist. Da die Voraussetzungen eben anders sind, als bei den meisten anderen Jungunternehmern, können Studierende auch nur im begrenzten Umfang von Fördermitteln profitieren. Welche das sind, wird detaillierter in der Checkliste erläutert.

Checkliste zur Existenzgründung durch Studenten

3. Zeitmanagement

Das ist wohl eines der gravierendsten Unterschiede zu den meisten anderen Gründern. Studenten sind im “Hauptberuf” eben Studierende. Sie müssen sich mit dem Studienplan auseinandersetzen, Vorlesungen besuchen, sich auf Klausuren vorbereiten usw. Möglicherweise gehen sie auch einer Arbeit nach, um Geld zu verdienen. In den Semesterferien besuchen viele Studenten ihre Familie oder jobben eben. Noch anspruchsvoller ist es, wenn der Student vielleicht bereits kleine Kinder hat, um die er sich kümmern muss.

Dem Zeitmanagement kommt als Student daher eine wichtige Rolle zu. Die Existenzgründung kann quasi nur “nebenbei” erfolgen. Damit die Unternehmensgründung jedoch kein Reinfall wird, müssen sich Studenten ihre Zeit gut einteilen. Lesen Sie auch zum Zeitplan erstellen!

4. Existenzgründerseminar besuchen

Abhängig davon, welche Voraussetzungen der Student mitbringt und in welcher Branche er sich selbstständig machen will, kann der Besuch von Gründerseminaren sinnvoll oder sogar eine wichtige Voraussetzung sein. 

5. Ggf. Berater suchen

Auch das Suchen eines Beraters kann eine sinnvolle zeitliche Investition sein. Allerdings muss das nicht in jedem Fall gemacht werden. Abhängig ist das auch hier wieder von der Branche und den weiteren Erfolgen im Geschäft. Wer beispielsweise das Unternehmen überraschend schnell aufbaut und möglicherweise internationalisiert, benötigt eventuell einen versierten Steuerberater.

10. Versicherungen

Dieser Bereich ist der nächste Abschnitt, bei der sich in vielen Fällen die Unternehmensgründung durch Studenten von denen anderer unterscheidet. Häufig sind Studenten über ihre Eltern noch familienversichert. Hilfreiche Erläuterungen für Existenzgründer zur Familienversicherung.

Wie funktioniert das mit der Krankenversicherung in der Selbstständigkeit?

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie macht dazu auf seiner Webseite hilfreiche Angaben. Um weiterhin familienversichert zu bleiben bzw. in der Pflichtversicherung für Studenten, müssen dabei folgende Punkte erfüllt sein:

  • Selbstständigkeit als Nebentätigkeit
  • Nicht mehr als 20 Stunden pro Woche für Selbstständigkeit aufwenden (dabei muss aber das Studium generell mehr Zeit in Anspruch nehmen als die unternehmerische Tätigkeit)
  • Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit nicht mehr als 445 Euro pro Monat (Stand 2019)

Wer diese Punkte nicht erfüllt, muss sich als Student entweder freiwillig gesetzlich versichern oder eine private Krankenversicherung abschließen. Ein Hinweis noch: Letzten Endes entscheidet die Krankenkasse darüber, ob der Student die Selbstständigkeit haupt- oder nebenberuflich ausübt. Wer beispielsweise vielleicht zwar “nur” 20 Stunden in der Woche an der Unternehmensgründung/-führung beteiligt ist, aber dagegen nur 15 Stunden pro Woche mit seinem Studium, führt die Selbstständigkeit auch hauptberuflich aus.

13. Bankgespräch

Der Vollständigkeit halber wird dieser Punkt hier erwähnt. Aber in den meisten Fällen erübrigt sich das Gespräch. Die Aufnahme von Krediten wird in den allermeisten Fällen ohnehin nicht möglich sein. Und für das Eröffnen eines Geschäftskontos empfiehlt sich sowieso ein Girokonto zu eröffnen.

16. Fördermittel für Studenten in der Unternehmensgründung

Der Bund fördert im Rahmen einiger Programme die Unternehmensgründung in Deutschland. In erster Linie werden allerdings hauptberufliche Selbstständigkeiten gefördert, was bei einem Studenten wahrscheinlich eher nicht der Fall ist. Auch erfüllen Studenten häufig nicht die Voraussetzungen für gewisse Fördermaßnahmen, da sie zum Beispiel kein Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Dennoch gibt es auch spezielle Fördermittel für Studenten, die sich selbstständig machen. In den meisten Hochschulen und Universitäten gibt es einen Ansprechpartner, an den sich Studierende wenden können. Weitere Informationen liefert eine Webseite des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: EXIST-Gründerstipendium.

18. Gewerbeanmeldung

Das ist natürlich nur dann notwendig, sofern der Student ein Gewerbe anmelden muss. Bei einer freiberuflichen Tätigkeit erübrigt sich dieser Schritt.

19. Büro mieten

Das Mieten eines Büros ist vielleicht nicht unmittelbar erforderlich. Sofern der Student eine Selbstständigkeit im Internet wählt, kann er sicher auch aus der Studenten-WG heraus arbeiten. Ist die Tätigkeit jedoch mit einem gewissen Geräuschpegel oder dem häufigen Versand von Waren verbunden, so sollte er das Einverständnis seiner Mitbewohner sowie ggf. des Vermieters bzw. der Studentenvereinigung einholen.

21. Lieferanten finden: Büroausstattung kaufen

­An dieser Stelle haben Studenten wieder einen Vorteil. Denn häufig gibt es für Studierende spezielle Angebote, Rabatte und Sonderkonditionen. So erhalten Studenten zum Beispiel interessante Angebote und Gutscheine. Die Sonderkonditionen beziehen sich dabei auf den Kauf von PCs, Notebook, Smartphone, Handytarife, Tickets für Bahn & Flüge usw. Da Studenten in der Regel noch kein festes Einkommen haben, muss auch in der Unternehmensgründung jeder Cent “zweimal umgedreht” werden.

23. Geschäftseröffnung feiern

Die Geschäftseröffnung dürfen Studenten gern gebührend feiern. Dabei muss es nicht nur eine Geschäftseröffnung im buchstäblichen Sinn sein, sprich eine Ladeneröffnung. Die Gründung eines eigenen Unternehmens - egal in welcher Form - ist immer etwas besonderes. Der Jungunternehmer sollte sich dabei auch überlegen, wen er zur Party einlädt. Möglicherweise lassen sich sogar Kooperationen schließen oder neue Geschäftspartner finden. Außerdem spricht sich die Geschäftseröffnung herum. Den Wert auf Mund-zu-Mund-Propaganda zu legen macht vor allem dann Sinn, wenn der “Gründungs-Student” auf Kunden aus seinem Umfeld angewiesen ist.

24. Unternehmen führen

Unter dem Link in der Überschrift gelangen Studenten zu weiterführenden Informationen, wie sie ihr Unternehmen führen können bzw. was es dabei alles zu beachten gilt.

25. Was mache ich am Ende des Studiums?

Der letzte Punkt, über sich den sich Studenten in der Existenzgründung Gedanken machen sollten ist, wie es in Zukunft weitergehen soll. Eine wichtige Frage, die sich der Student daher bereits im Vorfeld stellen sollte ist, was er denn mit seiner Firma beabsichtigt.

Was passiert nach dem Studium? Will der Studierende eine Festanstellung bei einem Unternehmen? Möchte er sein eigenes Unternehmen nach dem Studium weiterführen oder soll es verkauft werden? Es gibt durchaus Gründer, die vorhaben, ihr Unternehmen nach einer bestimmten Anzahl an Jahren wieder zu verkaufen. Der Aspekt des Firmenverkaufs muss vielleicht nicht gleich zu Beginn intensiv durchgespielt werden. Doch zumindestsollte der Student wissen, welche Ziele er verfolgt.

Bekomme ich weiterhin BAföG?

Was Studenten in der Selbstständigkeit in puncto Krankenversicherung beachten müssen, wurde in der Checkliste ausführlich beschrieben. Der zweite wichtige Bereich, der dann häufig angesprochen wird, ist das BAföG. Studenten mit einem eigenen Start-up dürfen im Jahr nicht mehr als 4.400 Euro Einnahmen erzielen. Das Einkommen wird hier über das Einkommensteuerrecht berechnet, das heißt, BAföG zählt hier nicht zum Einkommen. Über den BAföG Rechner können Studenten ihre individuelle Situation berechnen lassen.

Fazit: Zeitmanagement ist das A und O

Formal betrachtet ist eine Existenzgründung durch Studenten nicht weiter kompliziert. Es kommt natürlich darauf an, um was für ein Unternehmen es sich konkret handelt, aber in den meisten Fällen sollte es keine allzu große Herausforderung darstellen. Die Checkliste soll Studierenden helfen, eine Art Fahrplan oder Schritt für Schritt Anleitung an die Hand zu bekommen, nach der sie vorgehen können.

Wichtiger jedoch als juristische oder bürokratische Angelegenheiten, ist das Unternehmen an sich. Der Fokus sollte immer auf der Unternehmensführung liegen, niemals auf der Bürokratie. Andererseits muss auch das Studium im Blick behalten werden. Wie bereits erwähnt, ist ein gutes Zeitmanagement daher unerlässlich.

Bild Torsten Montag mit weißem Hemd, sitzend
Gründerlexikon-Redaktion Torsten Montag

Torsten Montag ist seit 2004 als Chefredakteur inhaltlich für das Gründerlexikon verantwortlich. Er ist regelmäßig Interviewpartner sowie Gastautor von Fachbeiträgen externer Medien zum Thema Gründung und Selbständigkeit. Bevor er gruenderlexikon.de gegründet hat, war er als Steuerfachangestellter und Betriebswirt ua. bei PwC und einer Steuerkanzlei in Thüringen tätig.