Wer einen Steuerberater braucht – und wer nicht
Ein Steuerberater kann jeden Unternehmer entlasten. Und trotzdem ist seine Tätigkeit längst nicht für jeden Existenzgründer unverzichtbar. Vielmehr kommt es auf Ihre individuelle Situation an. Buchen Sie nur einfache und wenige Geschäftsvorfälle, kommen Sie ebenso wie bei der Gründung im Nebenerwerb häufig ohne Berater aus. Beschäftigen Sie hingegen mehrere Mitarbeiter, haben eine Rechtsform mit umfangreichen Jahresabschlussarbeiten gegründet (z. B. GmbH), möchten sich nicht mit Steuern und Buchführung auseinandersetzen oder rechnen mit steuerrechtlichen Spezialfällen, lohnt sich der Steuerberater für Sie allemal.
Die Beauftragung eines Steuerberaters bedeutet für Sie Komfort und Sicherheit, ist aber auch mit einigen Nachteilen verbunden:
Sehen Sie den Steuerberater als Ihr Rundum-sorglos-Paket: Sie können sich als Existenzgründer voll auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren, müssen sich nicht mit rechtlichen Änderungen auseinandersetzen und sind über die Versicherung des Steuerberaters vor teuren Fehlern abgesichert.
Steuerberater suchen: So finden Sie Ihren Steuerexperten
Die wichtigste Informationsquelle für die Suche nach Steuerberatern sind persönliche Empfehlungen aus Ihrem Netzwerk – ob Freunde, Bekannte oder berufliche Kontakte. Darüber hinaus suchen Sie in den Suchservices der Steuerberaterkammern und anderen Steuerberaterverzeichnissen nach einem geeigneten Fachberater:
- Suchfunktion im Steuerberaterverzeichnis der Bundessteuerberaterkammer (BStBK)
- Steuerberatersuche des Deutschen Steuerberaterverbands (DStV)
- Suchfunktion der Verzeichnisse der regionalen Steuerberaterkammern bei der Bundessteuerberaterkammer
- mögliche Empfehlungen von Lohnsteuerhilfevereinen
- Steuerberatersuche, die mit speziellen Buchhaltungsprogrammen arbeiten (z. B. DATEV, Lexoffice)
Der Suchservice des DStV ist besonders komfortabel, da Sie die Ergebnisse anhand zahlreicher Filter beeinflussen können, beispielsweise Tätigkeit, Branche, Zugehörigkeit im Steuerberaterverband oder Spezialisierung als Fachberater. Der Suchservice der BStBK zeigt Ihnen ausschließlich Steuerberater an, die einer Steuerberaterkammer angehören. Ist Ihnen wichtig, dass der Steuerberater mit DATEV arbeitet, nutzen Sie den Suchservice von DATEV.
So erkennen Sie einen richtig guten Steuerberater
Ich möchte einen richtig guten Steuerberater von einem durchschnittlichen Steuerberater mit einigen kurzen Sätzen wie folgt beschreiben:
Ein richtig guter Steuerberater ...
- ... informiert Sie im Vorfeld über folgenreiche Änderungen hinsichtlich Ihres Unternehmens und der damit verbundenen Unternehmenssteuern. Dies basiert entweder durch ein Mandantenrundschreiben in Briefform oder per Newsletter auf elektronischem Weg. Der richtig gute Steuerberater spricht Sie auch dahingehend an und schlägt Ihnen mögliche Veränderungen in Ihrem Unternehmen vor, um auf die zukünftigen Gesetzesänderungen optimal zu reagieren. Der richtig gute Steuerberater erfasst nicht nur mit der Sachbearbeiterin die Einnahmen und Ausgaben, bucht, kontiert und erfasst alles in einer Software, sendet entsprechende Daten an das Rechenzentrum und an das Finanzamt, erstellt die Umsatzsteuervoranmeldung, einen Jahresabschluss und Unternehmenssteuererklärungen, sondern der richtig gute Steuerberater kümmert sich auch darum, dass Sie als Unternehmer keine Fristen vergessen oder versäumen und informiert Sie rechtzeitig.
- ... redet Ihnen auch kein schlechtes Gewissen ein oder meckert mit Ihnen, wenn Sie es trotzdem mal vergessen haben.
- ... stellt Sie nicht an den Pranger, wenn Sie Ihre Buchführungsunterlagen einmal etwas später abgeben und droht damit, die Daten deswegen vielleicht nicht rechtzeitig eingeben zu können und damit die Umsatzsteuervoranmeldung für Sie fristgerecht abzugeben.
- ... sagt oder schreibt nie, dass er sehen müsse, ob er das kann oder schafft.
- ... sagt auch nie, dass etwas nicht geht, er probiert es zumindest immer erst, bevor er etwas sagt.
- ... hilft Ihnen, jedes Problem in Ihrem Büro aus der Welt zu schaffen, auch wenn es nicht mit Steuern und Buchführung zu tun hat.
- ... tut alles dafür, dass Sie als Unternehmer keine Zeit mehr für Finanzamt, Bürokratie und dergleichen verschwenden müssen.
- ... ist wie ein Freund zu Ihnen.
- ... möchte nicht nur Ihr Geld, sondern wie Ihr Freund das Beste für Ihr Unternehmen und zwar Gewinnsteigerung bei Steuersenkung ;-)
- ... denkt voraus und hilft Ihnen rein steuerlich und buchhalterisch das aus Ihrer Sicht Unmögliche möglich zu machen.
- ... ruft bei Ihnen regelmäßig ein Aha-Erlebnis hervor.
- ... bringt Sie regelmäßig zur Verwunderung.
- ... begeistert Sie als Unternehmer, denn bei allen anderen Steuerberatern haben Sie so etwas noch nie erlebt.
- ... fischt nicht in fremden, ihm unbekannten Gewässer, sondern gibt den Rat, sich doch um einen Fachmann zu bemühen. Im besten Fall kann er einen empfehlen. (Markus Hübner via Xing)
- ... ist ein guter Lotse und gibt in fremden Gewässern das Steuer ab, nicht unbedingt die Führung - und er leistet Beiträge um gemeinsam ans Ziel zu kommen. (Hans Jürgen Rosen via XING)
- ... gibt unternehmerischen und kaufmännischen Rat, arbeitet als Lotse mit einem breiten Fach- und Basiswissen und weiß wann Fachleute einbezogen werden müssen - er vermeidet Stümperei. Er ist ehrlich mit der Einschätzung seiner Fähigkeiten und versucht nicht sich bei Ihnen als Heiland zu verkaufen. (Hans Jürgen Rosen via XING)
- ... sagt Ihnen auch unangenehme Wahrheiten und gibt ungefragten Rat, das müssten Sie schätzen und aushalten und nicht als Besserwisserei ablehnen. (Hans Jürgen Rosen via XING)
- ... ist kein Schauspieler oder Showman und er lullt Sie nicht ein, sondern holt Sie da ab, wo Sie stehen. Seinen Rat sollen Sie verstehen und er muss auch Fremdsprachen beherrschen, wie z.B. Klartext, Metzgerisch oder Professorisch. (Hans Jürgen Rosen via XING)
- ... muss in der Lage - und vor allem willens - sein, dem Klienten VERSTÄNDLICH zu erklären, was da steht und was es bedeutet. (Dagmar Lind via Xing)
- ... ist Branchenaffin. Im Bau ist es wesentlich, dass die Brancheneigenheiten bekannt sind. Bei einem Onlineshop muss der Steuerberater zwangsläufig Ahnung vom Netz und Suchmaschinenmarketing besitzen, sonst wird´s schwierig ihm einige Geschäftsvorfälle begreiflich zu machen. (in Anlehnung an Dagmar Lind via Xing)
Steuerberater für Existenzgründer: Begleitung während der ersten Schritte
Für Existenzgründer ohne Vorerfahrungen in der Welt der Selbstständigkeit und ohne fundierte buchhalterische und steuerliche Kenntnisse ist es sinnvoll, sich zumindest in der Anfangsphase ihrer Gründung von einem Steuerberater begleiten zu lassen. Lassen Sie sich möglichst frühzeitig beraten, um Fehler in der Gründungsphase sowie unnötige Kosten zu vermeiden. Der Steuerberater für die Existenzgründung kann Sie bei folgenden Themen unterstützen:
Als Existenzgründer entscheiden Sie sich am besten für einen Steuerberater, der mit Ihrer Branche und Rechtsform vertraut ist und regelmäßig Gründer auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit begleitet.
Unternehmer, die wenige oder keine Vorkenntnisse in der Buchführung besitzen, sollten von Anfang an einen Steuerberater oder ein Buchhaltungsbüro mit der Erledigung der laufenden Buchhaltung beauftragen.
Hat der Unternehmer die entsprechenden Vorkenntnisse in der Buchführung, kann er seine Buchhaltung in Eigenregie erfassen. Dabei sollte er das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Auge behalten. Mit dem eigenen Kostensatz kann der Unternehmer die Kosten für die Buchführung ermitteln. Diese Kosten dürfen nicht über denen des Steuerberaters liegen, ansonsten ist der Wechsel ratsam.
Gründer, die ihre Buchführung selbst erledigen wollen, sollten zumindest die folgenden fünf Punkte beachten:
- Die Grundlagen der Buchführung sollten dem Gründer geläufig sein.
- Das steuerliche Hintergrundwissen muss vorhanden sein: Pauschalen, Regelungen und Berechnungsmethoden.
- Der Unternehmer muss die entsprechende Zeit für die monatliche Buchführung einplanen.
- Ein gutes Buchführungsprogramm, das idealerweise auch Steuerberater-Schnittstellen bietet, ist ein Muss.
- Sobald steuerliche Probleme auftreten, sollte der Unternehmer einen Steuerberater zur Hand haben, der schnell und unkompliziert weiterhilft.
Wie viel kostet der Steuerberater?
Die Kosten für den Steuerberater richten sich zunächst nach der Steuerberatervergütungsordnung (StBVV) – sie gilt immer, wenn der Mandant und der Fachberater keine individuellen Vereinbarungen zum Honorar getroffen haben. In dieser gesetzlichen Vorlage ist angegeben, welche Gebühr die Kanzlei für welche Leistung berechnen darf. Konkret ermitteln Sie die Steuerberaterkosten nach folgendem Prinzip:
- Schritt: Suchen Sie in der Steuerberatervergütungsverordnung die von der Kanzlei durchzuführende Leistung und lesen Sie den möglichen Gebührenrahmen sowie den zu bemessenden Gegenstandswert ab (z. B. Einnahmenüberschussrechnung nach § 25 Abs. 1 StBVV, 5/10 bis 30/10 einer vollen Gebühr nach Tabelle B).
- Schritt: Ermitteln Sie den Gegenstandswert. Bei der Einnahmenüberschussrechnung ist der Gegenstandswert die Summe der Betriebseinnahmen oder -ausgaben – je nachdem, welcher Betrag höher ist (z. B. 65.000 Euro).
- Schritt: Finden Sie anhand der Anlagen 1 bis 4 der Steuerberatervergütungsverordnung (StBVV) den vollen Gebührensatz heraus, abhängig von der erbrachten Leistung der Steuerkanzlei (z. B. Tabelle B für Abschlussarbeiten, bei 65.000 Euro Gegenstandswert liegt die volle Gebühr 10/10 bei 319 Euro).
- Schritt: Berechnen Sie die Höhe der Steuerberaterkosten anhand des vom StBVV vorgegebenen Gebührenrahmens und der Höhe der vollen Gebühr. Bei 5/10 bis 30/10 und einer vollen Gebühr von 319 Euro liegt die Mindestgebühr bei 159,50 Euro und die Maximalgebühr bei 957 Euro.
Viele Steuerberater und Kanzleien orientieren sich an der sogenannten Mittelgebühr – sie errechnet sich, indem Sie die Minimal- und Maximalgebühr addieren und durch 2 teilen (z. B. (159,50 Euro + 957 Euro) : 2 = 558,25 Euro). In der Praxis zeigt sich: Je größer die Kanzlei und je städtischer die Lage, desto höhere Gebühren werden angesetzt. Kleine Steuerberatungskanzleien in räumlichen Gebieten rechnen oft sogar nach dem minimalen Honorar ab.
Tipp: Der Steuerberater hat für einige Leistungen auch die Möglichkeit der Abrechnung anhand von Stückpauschalen (z. B. bei der Lohnabrechnung) oder von Zeitgebühren (30 bis 70 Euro je angefangene halbe Stunde). Zudem darf der Fachberater von der StBVV durch Vereinbarungen (z. B. pauschales Honorar) abweichen. Es ist sinnvoll, individuelle Preise mit dem Steuerberater zu vereinbaren. Dieses Honorar sollten der Mandant und die Kanzlei stets schriftlich festhalten.
Wie kann man bei den Steuerberaterkosten sparen?
Die Kosten für die Steuerberatung lassen sich durchaus beeinflussen. Sie können dem Steuerberater Arbeit abnehmen, indem Sie beispielsweise die Rechnungen bereits geordnet und vorkontiert liefern. Zudem lässt sich der Betrag der Abrechnung reduzieren, wenn Sie mit digitalen Schnittstellen arbeiten und so das manuelle Arbeitsaufkommen verringern. Starten Sie außerdem eine Anfrage bei anderen in der Steuerberaterkammer gelisteten Steuerberatern – der Vergleich lohnt sich oft.
12 Anzeichen: Ist Ihr Steuerberater ein Schaumschläger?
Ihr Steuerberater ist definitiv nicht die beste Wahl, wenn diese Anzeichen vorliegen:
- Er macht Ihnen ein schlechtes Gewissen, weil Sie etwas noch nicht erledigt haben.
- Er ist für Sie nicht zu sprechen, wenn es nicht um Steuern oder Buchführung geht.
- Er erteilt Ratschläge in Bereichen, in denen er sich nicht auskennt, statt einen Kollegen zu empfehlen.
- Er lässt Sie ewig auf einen Termin warten.
- Er nimmt sich für Sie nur wenig Zeit und hört nicht gut zu.
- Er meldet sich nicht von sich aus, wenn es für Sie wichtige Änderungen oder Steuersparmethoden gibt.
- Er stellt jede Minute Telefonat in Rechnung.
- Er wirft ständig mit nicht weiter ausgeführten Fachausdrücken um sich.
- Er gewährt Ihnen keinen Zugriff auf Ihre aktuellen Daten.
- Er verschiebt Fristen immer und immer wieder, statt die anstehenden Aufgaben zu erledigen.
- Er spart unangenehme Themen einfach aus.
- Er kennt sich in Ihrer Branche nicht aus und hat keine Ambitionen, sich einzuarbeiten.
Auf der Suche nach einem Steuerberater ...
Wenn Sie sich nun einen Steuerberater suchen, sollten Sie die obigen Zeilen zumindest auszugsweise im Kopf haben und lieber einmal die Reißleine ziehen und den Steuerberater nach kurzer Zeit wechseln, um nicht in tiefe Fahrspuren zu geraten, aus denen Sie womöglich nie wieder oder nur mit Achsbruch herauskommen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen bei der Suche nach einem Steuerberater alles Gute, viel Erfolg und natürlich einen richtig guten Steuerberater in Ihrer Nähe.