Wie sehen Beispiele zu gelungenen Kooperationen aus?

Wie Sie vielleicht wissen, arbeite ich auch als Texter. In dieser Branche sind die meisten Einzelkämpfer. Dies geht eine Weile lang gut, aber sobald ein Kunde einen größeren Auftrag platzieren möchte, steigen entweder die Lieferzeiten ins Unermessliche oder der Auftrag muss abgelehnt werden. Die Kapazitäten sind dann nicht mehr ausreichend. Deswegen werden immer wieder Versuche gestartet, eine Kooperation einzugehen, sodass mehrere Texter ein Stück von dem großen Kuchen abhaben können und der Auftrag gemeinsam abgewickelt werden kann. Leider gehen solche Kooperationen nur selten lange gut oder kommen oft genug erst gar nicht zustande. Doch warum fällt es uns eigentlich so schwer, eine Kooperation mit Wettbewerbern einzugehen? Schauen wir uns einmal die Begrifflichkeit der „Coopetition“ einmal genauer an.

Coopetition – was ist das denn?

Der Begriff „Coopetition“ setzt sich aus den Wörtern „Cooperation“ (Kooperation) und „Competition“ (Wettbewerb) zusammen. Er beschreibt eine Kooperation unter Unternehmern, die eigentlich in direkter Konkurrenz zueinander stehen. Die wichtigste Voraussetzung für das Funktionieren einer Coopetition ist, dass beide Partner mehr Vorteile daraus ziehen als sie im Vergleich zur bisherigen Arbeitsweise hätten. Es muss zwingend eine Win Win Situation hergestelt werden. Dabei hat eine solche Kooperation ein riesiges Potenzial. Schließlich sind sich direkte Konkurrenten in der Regel sehr ähnlich oder ergänzen sich zusätzlich noch. Dies betrifft einerseits die angebotenen Leistungen oder Produkte, andererseits aber auch die potenzielle Kundschaft

Beispiele für Coopetitions in der Praxis

Kooperationen sind in der Praxis gar nicht so selten, nur fallen sie uns häufig gar nicht auf. Hier ein paar gängige Beispiele:

  • Regionale Gastronomiebetriebe schließen sich zusammen, um gemeinsam eine Kneipen-Musik-Nacht in der Stadt zu veranstalten.
  • Milchbetriebe treiben gemeinsam Werbung für Milch – nicht für einzelne Unternehmen.
  • Baubetriebe gehen eine Kooperation ein, um ein größeres Bauprojekt abwickeln zu können, mit dem beide Parteien alleine aus Kapazitätsgründen überfordert wären.

Die wichtigsten Faktoren für den Erfolg einer Coopetition

In der Praxis scheitern viele Coopetitions. Damit dies nicht passiert, sollten Sie vorher schon genau überlegen, ob Sie die folgenden Erfolgsfaktoren für Ihre Kooperation bejahen können:

Vertrauen: Vertrauen ist wohl das wichtigste. Vor allem müssen Sie darauf vertrauen können, dass Ihr Partner das gleiche Qualitätsverständnis wie Sie hat. Andernfalls müssten Sie im schlimmsten Falle immer kontrollieren, ob er das geforderte Qualitätsniveau halten kann. Dies wiederum sorgt aber für zusätzlichen Aufwand Ihrerseits und für schlechte Stimmung seitens Ihres Partners.

Loyalität: Stehen Sie zu Ihrem Kooperationspartner. Tun Sie nicht so, als würden Sie alleine arbeiten und geben Sie dessen Arbeit nicht für Ihre aus. Treten Sie stattdessen ganz offen als Partner auf, dies wird Ihnen auch das Vertrauen Ihrer Kunden einbringen.

Aufgabenverteilung: Natürlich entsteht durch eine Zusammenarbeit auch ein zusätzlicher Aufwand, der gerecht von beiden Parteien getragen werden sollte. Alternativ kann natürlich einer der Partner für die Arbeit entschädigt werden, wohingegen der andere davon befreit wird. Solche Aufgaben können beispielsweise der Schriftverkehr oder die Abrechnung gemeinsamer Aufträge sein.

Kommunikation: Eine Zusammenarbeit kann nur funktionieren, wenn beide Partner gut miteinander kommunizieren. Informationen müssen weitergegeben und ausgetauscht werden.

Warum Kooperationen in der Praxis häufig scheitern?

Kooperationen scheitern nicht nur nach ihrem Zustandekommen und an den Grundsätzen einer Kooperation, sondern bleiben oft schon in der Planungsphase stecken. Die Gründe hierfür sind vielfältig:

  • Die Partner können ihr Konkurrenzdenken nicht ausschalten.
  • Ihnen fehlt das Vertrauen und sie möchten den Partner stets kontrollieren.
  • Es kommt zu Problemen in der internen Zusammenarbeit der Kooperationspartner.
  • Ein Partner dominiert die Zusammenarbeit so stark, dass ein Ungleichgewicht entsteht.
  • Ein Partner nimmt die Geheimhaltungspflicht nicht so ernst wie der andere.

Wie Sie einen guten Kooperationpartner finden und was Sie zu einem Kooperationsvertrag oder einer Kooperationsvereinbarung wissen sollten!

Häufig gestellte Fragen zu Kooperationen:

Was zeichnet eine "horizontale Kooperation" aus?

Unter einer Horizontale Kooperation versteht man einen Zusammenschluss von zwei Unternehmen derselben Wertschöpfungsstufe. Vereinfacht erklärt kooperieren zum Beispiel zwei Händler miteinander. Somit arbeiten mehrere Produzenten direkt zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen.

Beispiel: Der Volkswagen Konzern und Audi forschen gemeinsam an neuen Kraftstofftechnologien zum Schutz der Umwelt.

Was zeichnet eine "vertikale Kooperation" aus?

Neben der horizontalen Kooperation gibt es natürlich auch eine vertikale Kooperation. In diesem Fall schließen sich Unternehmen verschiedensterWertschöpfungsstufen zusammen. Oftmals nutzen Händler und Lieferanten diese Zusammenschlüsse um einen größtmöglichen Gewinn für beide Unternehmen zu erwirtschaften.

Beispiel: Der Online-Händler Amazon arbeitet sehr eng mit Logistikdienstleister DHL zusammen. Aus diesem Grund erhält Amazon günstigere Versandpreise und DHL eine größere Anzahl an Aufträgen.

Was zeichnet eine "diagonale / laterale Kooperation" aus?

Die Diagonale bzw. laterale Kooperation kennen nur die wenigstens Unternehmer. Doch hierbei geht es nicht, wie in den vorherigen Kooperationen um die Unterschiede in der Wertschöpfungskette, sondern um die vertetenden Branchen der Unternehmen.

Beispiel: So arbeiten der Unterhaltungselektronik Hersteller (Blaupunkt) und der Automobilhersteller (Volkswagen) sehr eng zusammen, um einen möglichst guten Klang im Auto zu gewährleisten.

Was zeichnet eine internationale Kooperation aus?

Eine internationale Kooperation basierend auf eine vertraglich festgelegte Grundlage, grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen rechtlich selbstständigen Unternehmen.

Hierbei ist sowohl eine Kapitalgemeinschaft als auch Kapitaltrennung möglich.

Beispiel: Die Firma Apple (USA) besitzt einen Kooperationsvertrag mit dem Logistikdienstleister DHL (Deutschland) um einen bestmöglichen Versand in Deutschland zu gewährleisten.

Unser Tipp: Drum prüfe, wer sich ewig binde!

Es kann in der Praxis durchaus Sinn ergeben, Kooperationen zu gründen. Wichtig ist aber, dass Sie diese Kooperation nicht mit „irgendwem“ eingehen. Testen Sie die Zusammenarbeit erst einmal, gehen Sie tief in sich und überlegen Sie sich, ob Sie Ihrem Partner genügend vertrauen, um eine fundierte Kooperation zu bilden. Können Sie selbst über Ihren Schatten springen und den Konkurrenzgedanken beiseiteschieben, wenn er nicht gefragt ist? Schaffen Sie es, Ihrem Partner zu vertrauen, ohne ihn ständig kontrollieren zu müssen? Wenn Sie all diese Fragen mit Ja beantworten können, können Sie das Experiment „Coopetition“ wagen.

Bild Torsten Montag mit weißem Hemd, sitzend
Gründerlexikon-Redaktion Torsten Montag

Torsten Montag ist seit 2004 als Chefredakteur inhaltlich für das Gründerlexikon verantwortlich. Er ist regelmäßig Interviewpartner sowie Gastautor von Fachbeiträgen externer Medien zum Thema Gründung und Selbständigkeit. Bevor er gruenderlexikon.de gegründet hat, war er als Steuerfachangestellter und Betriebswirt ua. bei PwC und einer Steuerkanzlei in Thüringen tätig.