Zusatzleistungen oder Gehaltserhöhung? Alternativen zu Sachleistungen
Im aktuellen Umfeld könnte so mancher Angestellte das Gehalt neu aushandeln wollen. Insbesondere Mitarbeiter, deren Probezeit vorbei ist, kommen vermutlich häufiger auf den Arbeitgeber zu, um ein Gehaltsgespräch zu führen. Unternehmen stehen nun vor der Herausforderung, dass die Forderung nach einer Gehaltsanpassung möglicherweise höher ausfällt, als gewollt. Speziell im Zuge der hohen Inflationsrate könnten Arbeitnehmer geneigt sein, ihre Interessen mit mehr Nachdruck durchzusetzen.
Wie könnten Unternehmer auf der einen Seite die Interessen der Arbeitnehmer berücksichtigen, ohne aber ein höheres Gehalt zahlen zu müssen? Genau das zeigt dieser Artikel. Denn neben einer Gehaltserhöhung gibt es noch weitere Möglichkeiten.
Alternativen zur Gehaltserhöhung
5 Bereiche werden im Folgenden angesprochen, welche Alternativen es zur Gehaltserhöhung gibt und wie dabei nicht nur der Arbeitnehmer, sondern auch Unternehmen sparen können.
- Work-Life-Balance
- Kinderbetreuung
- Mobilität
- Aus- & Weiterbildungen
- Gesundheit
Work-Life-Balance
Laut der Umfrage “Kienbaum Benefits Survey 2020”, bei der über 4.500 Arbeitnehmer befragt wurden, war das wichtigste Kriterium für Arbeitnehmer flexible Arbeitszeiten (rund 71 Prozent der Befragten). Etwas mehr als die Hälfte der Befragten gab an, die Möglichkeit von zu Hause aus respektive remote zu arbeiten, wäre für sie ein attraktives Element, welches für den Arbeitgeber spricht.
Natürlich sind nicht in jedem Beruf Gleitzeit und Remote-Arbeiten möglich. Aber wo es denkbar ist, sollten Unternehmen intensiv darüber nachdenken, sofern noch nicht geschehen.
Ähnliche Zusatzleistungen wären Sabbaticals oder etwas in der Richtung. Ein Sabbatical muss dabei ja nicht zwangsläufig exakt ein Jahr betragen. Auch kürzere Zeiträume sind denkbar. Für so manch einen, sind diese Dinge mehr Wert als eine schnöde Gehaltssteigerung
Kinderbetreuung
Für einige Arbeitnehmer hat Work-Life-Balance auch etwas mit Kinderbetreuung zu tun. Wer Kinder zu Hause hat, weiß, wie wichtig die richtige Balance ist. Größere Unternehmen könnten etwa einen eigenen Betriebskindergarten unterhalten.
Das wäre ein sehr starker Anreiz für Arbeitnehmer. So entfallen zusätzliche Fahrtwege, der Elternteil wäre immer in der Nähe des Kindes, und die Betreuungszeiten wären ebenfalls an die Arbeitszeiten der Angestellten ausgerichtet. Auch die Mittagspause könnte so mit den Kindern verbracht werden.
Das ist selbstverständlich nur für große Unternehmen realisierbar. Alternativ dazu könnten folgende Vorzüge in Betracht kommen:
- Übernahme der Kosten für die Betreuung im Kindergarten oder Krippe
- Zuschüsse für Kinderbetreuer
In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass selbst Kosten für Pflegedienste kranker oder älterer Angehöriger durch das Unternehmen übernommen werden können. Ein Chef sollte das in einem Gehaltsgespräch ansprechen.
Mobilität
In der bereits genannten Umfrage, gaben knapp ein Drittel der Befragten an, dass sie auf Gehalt verzichten würden, wenn sie im Gegensatz einen Firmenwagen gestellt bekommen.
Ein Fahrzeug von der Firma gestellt zu bekommen, welches man dann auch privat nutzen kann, senkt die eigenen Kosten signifikant. Die Versteuerung erfolgt dabei über den Arbeitnehmer mittels der 1-Prozent-Regelung.
Selbstverständlich müssen solche Leistungen auch begründet sein. Es müssen gute Argumente vorliegen, um einem Mitarbeiter einen Firmen- oder Dienstwagen zu geben. Außer, dieser wird regelmäßig benötigt.
Neben der Bereitstellung eines Firmenwagens kommen auch andere Optionen in Betracht:
- Tankgutscheine & Fahrtkostenzuschüsse (diese sind für den Arbeitnehmer bis zu einer gewissen Summe steuerfrei)
- Tickets für den Öffentlichen Nah- & Fernverkehr
- Bereitstellen eines Firmenfahrrads
Es muss nicht immer gleich ein Dienstwagen sein. Es gibt auch andere Möglichkeiten, die einen geldwerten Vorteil bieten.
Bei aktuell steigenden Treibstoffkosten sind sicher auch Tankkarten mit einem fixen monatlichen Budget eine spannenden Variante. Dabei müssen Unternehmen nicht auf spezielle Tankstellen zugehen und Verhandlungen führen, sondern Vorgesetzte können dem Angestellten eine Art Firmenkreditkarte überlassen.
In der Regel können diese Sachbezüge auch privat genutzt werden, wodurch, abhängig von der Nutzung, die privaten Kosten deutlich sinken können.
Aus- und Weiterbildungen
Gemäß der oben genannten Umfrage betrachten rund ein Fünftel der Befragten Aus- und Weiterbildungen als attraktive Sozialleistung des Unternehmens.
Abgesehen davon, dass das einige Fortbildungen sicher auch ein Muss für den Arbeitnehmer sind, haben Vorgesetzte selbst auch etwas davon. Ihre Mitarbeiter sind motivierter und können ggf. effektiver arbeiten.
Da diese Dinge meist recht einfach umzusetzen sind, sollte der Vorgesetzt oder Chef in Vorbereitung auf ein Mitarbeitergespräch diese Leistungen in Betracht ziehen.
Auch aus steuerlicher Sicht ergeben Zuschüssen zu Aus- und Weiterbildungen Sinn. Denn wenn sie eine Bezug zur aktuellen Tätigkeit haben, sind sie sozialabgaben- und steuerfrei.
Gesundheit
In diesem Segment sind der Fantasie des Unternehmens fast keine Grenzen gesetzt. Hier könnten - abhängig von der Größe der Belegschaft - entweder eigene Fitnessstudios, Schwimmbäder, Saunen oder etwas Ähnliches betrieben werden. Es gibt tatsächlich Unternehmen, die das anbieten!
Arbeitgeber, die es etwas kleiner angehen möchten, können auch Gesundheitsmaßnahmen, Fitnesskurse etc. entweder finanziell übernehmen oder solche Kurse in den Betriebsräumen ermöglichen.
Auch eine Betriebskantine mit gesundem Essen, bei denen der Arbeitgeber das Essen entweder komplett selbst zahlt oder bezuschusst, können ein starker Anreiz für Arbeitnehmer sein.
Wer das bereits im Arbeitsvertrag festgehalten hat, müsste dann natürlich weitere Leistungen bieten. Denn auf bereits bestehende Angebote zu verweisen, führt in einem Gespräch, in der es um die Erhöhung des Gehalts geht, nicht zum Erfolg und wäre ein Fehler.
Welchen Vorteil haben Sachbezüge gegenüber einem höheren Gehalt?
Ein wesentlicher Vorteil besteht darin, dass damit auf die individuellen Wünsche des Arbeitnehmers eingegangen werden kann. Er sieht sich darin respektiert und das Ansehen des Unternehmens wächst in seinen Augen. Es steigert die Zufriedenheit des Mitarbeiters.
Wichtig ist, dass der Mitarbeiter auch wirklich einen Nutzen davon hat. Der Mitarbeiter darf auch gefragt werden, welche Ziele er hat oder welche Leistungen ihm am liebsten wären.
Ein weiterer wichtiger psychologischer Aspekt darf nicht unterschätzt werden: Der Arbeitgeber dringt - im positiven Sinne - in das Privatleben des Mitarbeiters ein und ist dort präsent.
Wenn ein Angestellter mit einem Firmenwagen in den Urlaub fährt, dann wird er im Unterbewusstsein daran erinnert, dass er das mithilfe des Arbeitgebers kann. Oder das Unternehmen zahlt die Kinderbetreuung. Jedes Mal, wenn das Kind vom Kindergarten abgeholt wird, wird im Unterbewusstsein der Gedanke ausgelöst, dass der Arbeitgeber das finanziell ermöglicht.
Zusammenfassung
Die besprochenen Varianten zeigen, wie Unternehmen Gespräche über Gehaltserhöhungen nach der Probezeit alternativ lösen können, ohne dabei mehr Gehalt zahlen zu müssen.
Selbstverständlich kosten derartige Zusatzleistungen dem Arbeitgeber auch Geld. Doch entweder weniger als eine Gehaltserhöhung, da bei vielen Möglichkeiten steuerliche Vorteile gelten. Oder aber er geht individueller auf den Mitarbeitenden ein und erhöht damit die Zufriedenheit und steigert sein Ansehen.
Unternehmen haben auch eine Verantwortung ihren Mitarbeitenden gegenüber. Sie müssen nicht auf jede Gehaltsforderung eingehen. Doch ein fairer Verhandlungspartner zu sein, ist genauso wichtig, wie den Gehaltswunsch zunächst zu respektieren.
Die hier besprochenen Beispiele dienen als Anregungen. Es gibt noch weitere Möglichkeiten, wie zum Beispiel Zuwendungen für die betriebliche Altersvorsorge oder Lohnnebenleistungen, die Firmen übernehmen können.