So berechnen Sie Ihren Tagessatz

Gerade die Selbstständigkeit zwingt Sie zu genauen Kalkulationen, um Ihre Kosten vollständig abdecken zu können. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, Ihren Tagessatz zu berechnen: Die erste Variante ist die lohnabhängige Berechnung des Tagessatzes, die zweite die Break-Even-Berechnung des Tagessatzes. 

Lohnabhängige Tagessatz-Berechnung

Bei der lohnabhängigen Tagessatz-Berechnung agieren Sie vor allem mit den Werten, die Sie als Arbeitnehmer schon kannten. Sie stellen sich in diesem Fall nicht besser und nicht schlechter, als zuvor. Dabei müssen im Tagessatz Ihr Lohn, die laufenden Fixkosten, die Kosten für Kranken- und Rentenversicherung, Leerlaufzeiten und Verdienstausfälle berücksichtigt werden.

Rechenbeispiel für die lohnabhängige Tagessatzberechnung

Nehmen wir die folgenden Größen als gegeben hin:

  • bisheriges Jahreseinkommen: 40.000 EUR
  • Arbeitgeberanteil zur SV (27,5 %): 11.000 EUR
  • Arbeitgeberbruttoeinkommen: 51.000 EUR

Teilen Sie das Arbeitgeberbruttoeinkommen durch 220 Arbeitstage, ergibt sich ein Tagessatz von 231,82 EUR. Dieser beinhaltet jedoch noch nicht die Zuschläge für evtl. Verdienstausfälle bei Krankheit oder Auftragsmangel. Um diese Ausfälle zu kalkulieren, rechnen Sie mit 200 Arbeitstagen und kommen auf einen Tagessatz von 255 EUR. Dieser Satz ist Ihr Netto-Tagessatz, den Sie mindestens erreichen müssen, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Allerdings müssen Sie noch die Umsatzsteuer dazu rechnen, wenn Sie Ihren Kunden Angebote machen.

Break-Even-Berechnung des Tagessatzes

Die zweite Variante zur Berechnung Ihres Tagessatzes ist die Break-Even-Methode. Sie dient vor allem der Abdeckung sämtlicher Kosten und orientiert sich so nicht nur am erwünschten Einkommen. In die Berechnung müssen neben den bereits bekannten Werten zu Kranken- und Rentenversicherung auch Fixkosten, wie Mieten, Löhne, Leasingraten, Reinigungs- und Telefonkosten, Rücklagen für Anschaffungen und private Kosten einfließen.

Rechenbeispiel für die Break-Even-Methode zur Tagessatzberechnung

Für dieses Rechenbeispiel nehmen wir die folgenden Größen als gegeben hin:

  • Krankenversicherung: 300 EUR
  • Rentenversicherung: 150 EUR
  • Büromiete: 300 EUR
  • Leasingraten: 150 EUR
  • Tankkosten: 150 EUR
  • Reinigungskosten Büro: 165 EUR
  • Lohnkosten: 400 EUR
  • Telefonkosten: 50 EUR
  • Rücklagen für Anschaffungen: 150 EUR
  • private Kosten: 1.500 EUR

Berücksichtigen Sie die Miete auch dann, wenn Sie bis dato noch von zu Hause aus arbeiten, können Sie den Tagessatz auch künftig nutzen. Eine Anpassung ist schwieriger, als gleich zu Beginn richtig zu kalkulieren. Gleiches gilt für die Lohn- und Reinigungskosten. Selbst wenn Sie die Reinigungsarbeiten selbst übernehmen, sollten Sie die Kosten kalkulieren.

Summieren Sie die Zahlen auf, kommen Sie auf 3.315 Euro. Diese Summe müssen Sie jeden Monat erwirtschaften, teilen Sie sie durch die normalen 20 monatlichen Arbeitstage, erhalten Sie einen Tagessatz von 165,75 EUR. Dabei sind noch keine Ausfälle berücksichtigt. Hierfür teilen Sie die Summe durch 15 Arbeitstage. Dann kommen Sie auf einen Tagessatz von 221 EUR.

Allerdings gilt auch hier, dass Sie den Tagessatz zum Auffangen zu zahlender Steuern noch einmal verdoppeln müssten, also auf 442 EUR. Zusätzlich können bzw. sollten Sie Gewinnaufschläge berechnen.

Die Break-Even-Methode bei der Tagessatzberechnung ist allerdings nur bedingt für Kalkulationen geeignet, da sie die Marktgegebenheiten nicht berücksichtigt, sondern nur Ihre eigene Kostensituation. Deshalb sollten Sie idealerweise Ihren Tagessatz nach beiden Methoden berechnen und einen Mittelwert bilden, der am Markt akzeptiert wird

Bild Torsten Montag mit weißem Hemd, sitzend
Gründerlexikon-Redaktion Torsten Montag

Torsten Montag ist seit 2004 als Chefredakteur inhaltlich für das Gründerlexikon verantwortlich. Er ist regelmäßig Interviewpartner sowie Gastautor von Fachbeiträgen externer Medien zum Thema Gründung und Selbständigkeit. Bevor er gruenderlexikon.de gegründet hat, war er als Steuerfachangestellter und Betriebswirt ua. bei PwC und einer Steuerkanzlei in Thüringen tätig.