Eigenfinanzierung mit Eigenkapital

Sie haben zwei Möglichkeiten, um Ihren Finanzierungsbedarf zu decken. Unterscheiden Sie zwischen eigenen Mitteln, die Sie für die Eigenfinanzierung aufbringen können, und Fremdkapital. Allerdings bedeutet Eigenfinanzierung nicht zwangsläufig, dass Sie persönlich das Geld bereitstellen müssen. In diesem Artikel zeige ich Ihnen, wie Sie Ihr Eigenkapital ermitteln und wie Sie mithilfe von externen Geldgebern Ihre Eigenfinanzierung vorantreiben können. Sie sollten allerdings zumindest einen gewissen Teil an Eigenkapital aus Ihrem eigenen Vermögen bereits vorweisen können. Grundsätzlich gilt: je höher die Eigenkapitalquote, desto besser.

Warum das Eigenkapital so wichtig ist

Das Eigenkapital ist für den Erfolg eines Unternehmens vielfach entscheidend. Es legt nämlich die notwendige Basis, um die mit der Selbstständigkeit häufig einhergehenden zeitweisen finanziellen Durststrecken überbrücken zu können. Nicht umsonst zeigte der Gründerkompass der KfW schon einmal, dass rund 50 Prozent der Existenzgründer, die ohne Eigenkapital starten, innerhalb von sechs Jahren aufgeben müssen. Solange alles glattläuft, klappt es finanziell.

Kommen allerdings unvorhergesehene Ereignisse dazwischen, etwa eine kaputte Maschine oder der eigene Ausfall durch eine Verletzung, ist eine finanzielle Reserve hilfreich. Davon abgesehen achten auch Banken bei der Kreditvergabe darauf, wie hoch Ihr Eigenkapital ist (im Rahmen der Eigenkapitalquote). Je besser Sie in diesem Bereich ausgestattet sind, desto leichter bekommen Sie eine günstige Finanzierung.

Im Allgemeinen sprechen Experten davon, dass eine Eigenkapitalquote von unter 25 Prozent, das heißt, die Verbindlichkeiten übersteigen das Eigenkapital des Unternehmens mindestens um das 3-fache, als sehr risikoreich gilt. Sicher, das ist immer abhängig von der Branche und den individuellen Gegebenheiten, aber generell bringt es viele Vorteile mit sich, wenn Sie über eine solide Eigenkapitalbasis verfügen.

Was bedeutet Eigenfinanzierung?

Bei einer Eigenfinanzierung fügen Sie Ihrem Unternehmen finanzielle Mittel in Form von Eigenkapital zu. Das Gegenteil davon wäre Fremdkapital in Form von Verbindlichkeiten aufzunehmen, wie etwa Kredite. 

Grundsätzlich haben Sie zwei Möglichkeiten, eine Eigenfinanzierung durchzuführen:

  • Innenfinanzierung: Hier greifen Sie auf neue finanzielle Mittel zurück, die in Ihrem Unternehmen entstehen, wie etwa durch das Einbehalten von Gewinnen (Gewinnthesaurierung). Es gibt weitere Möglichkeiten einer Innenfinanzierung, wie eine offene oder stille Selbstfinanzierung. Auch durch das Bilden langfristiger Rückstellungen oder Abschreibungen sowie Vermögensumschichtungen können Sie eine Innenfinanzierung durchführen.
  • Außenfinanzierung: Bei der Außenfinanzierung werden Ihrem Unternehmen über externe Quellen finanzielle Mittel in Form von Eigenkapital zur Verfügung gestellt. Ein Beispiel wäre eine Beteiligungsfinanzierung. Damit ist gemeint, dass der Eigenkapitalgeber im Gegenzug für die Bereitstellung von Kapital direkt am Unternehmen beteiligt wird, er wird Miteigentümer und erhält ein Mitspracherecht. Zur Anwendung kommt dies unter anderem bei der Ausgabe von Aktien.

Hinweis: In der obigen Definition wurde nur der Aspekt der Eigenfinanzierung betrachtet! Es gibt auch andere Finanzierungsarten, die unter Innenfinanzierung und Außenfinanzierung fallen können. Allerdings haben diese nicht zwangsläufig etwas mit Eigenfinanzierung oder Eigenkapitalfinanzierung zu tun. 

Die Aufnahme eines Kredits bei einer Bank ist ebenfalls eine Außenfinanzierung. Allerdings handelt es sich hier um Fremdkapital und damit um Fremdfinanzierung.

Eigenfinanzierung aus eigenen Mitteln

Der einfachste und naheliegendste Weg, das Eigenkapital Ihres Unternehmens zu erhöhen, ist, wenn Sie selbst als Kapitalgeber auftreten. Indem Sie Geld aus Ihrem privaten Vermögen Ihrem Unternehmen in Form von Einlagen zur Verfügung stellen, können Sie das Eigenkapital erhöhen. Im Übrigen handelt es sich hier um eine Außenfinanzierung.

Wie könnten Sie konkret vorgehen? Legen Sie zunächst eine Liste mit allen privaten Vermögenswerten an, die Sie besitzen. Hierzu zählen beispielsweise:

  • Barvermögen
  • Sparguthaben
  • Grundstücke
  • Immobilien
  • Maschinen
  • Fahrzeuge
  • Wertpapiere
  • kapitalbildende Lebensversicherungen
  • Bausparverträge

Sie alle zählen zu Ihrem privaten Eigenkapital (nicht bilanziell gesehen). Allerdings können Sie längst nicht alle tatsächlich für die Eigenfinanzierung verwenden. Sie sollten deshalb an dieser Stelle separieren, welche Vermögenswerte tatsächlich flüssig sind oder binnen kürzester Zeit gemacht werden können, damit Sie damit Rechnungen zahlen können. 

Hierzu zählen im Regelfall Barvermögen sowie Konto- und Sparguthaben. Das Geld aus Bausparverträgen und Lebensversicherungen kann bei Bedarf ebenfalls relativ kurzfristig entnommen oder alternativ beliehen werden. Wertpapiere bieten häufig aufgrund der möglichen Kursschwankungen keine Sicherheit in Bezug auf den konkreten finanziellen Wert, können aber auf zumindest kurzfristig liquide gemacht werden.

Eine Alternative zum Verkauf von Wertpapieren wäre im Übrigen das Beleihen der Wertpapiere und Beantragen eines Wertpapierkredits bei der Depotbank. Online-Banken wie die comdirect oder onvista Bank ermöglichen mit wenigen Klicks die Einrichtung eines solchen Wertpapierkredits.

Zudem benötigen Sie auch für Ihre private Lebensführung gewisse finanzielle Rücklagen.

Dingliche Vermögenswerte wie der Maschinen- und Fuhrpark sowie Grundstücke und Immobilien hingegen können Sie auf die Schnelle nicht flüssig machen. Sie spielen aber später im Bereich der Fremdfinanzierung eine Rolle, wenn es darum geht, Sicherheiten für ein Bankdarlehen zu bestellen.

Vorteile der Eigenfinanzierung aus eigenen Mitteln

  • Keine fremden Geldgeber ermöglicht Unabhängigkeit in unternehmerischen Entscheidungen
  • Alleiniges Mitspracherecht
  • Ausschüttung von Gewinnen müssen Sie nicht mit anderen Kapitalgebern teilen

Nachteile bei Eigenfinanzierung aus eigenen Mitteln

  • Bei einer Insolvenz tragen Sie das alleinige Risiko
  • Das Kapital, welches Sie in Ihr Unternehmen verschieben, steht nicht mehr für andere Zwecke zur Verfügung
  • Sie sind auf Ihre eigenen finanziellen Ressourcen angewiesen

Das Kapitalkonto für das Eigenkapital führen

Grundsätzlich wird das Eigenkapital eines Unternehmers mit dem Kapitalkonto in Verbindung gebracht. Das Kapitalkonto zeigt das Kapital etwas detaillierter. So werden auf diesem Konto sowohl die Privateinlagen und -entnahmen als auch der Gewinn oder Verlust des entsprechenden Wirtschaftsjahres ausgewiesen. Der Saldo muss dann mit dem Eigenkapital der Bilanz übereinstimmen.

Personengesellschaften (GbR, KG, OHG) müssen diese Kapitalkonten eingerichtet werden. Nur so kann für jeden Gesellschafter der entsprechende Kapitalanteil ermittelt werden. Kapitalgesellschaften haben ihre Bilanz nach den Vorgaben des HGB zu gliedern.

Wie kann ich das Eigenkapital erhöhen?

Im Rahmen der Innenfinanzierung oder Selbstfinanzierung können Sie eine sogenannte Gewinneinbehaltung durchführen. Das bedeutet, dass Sie einen Gewinn nicht ausschütten, sondern Ihrem Eigenkapital in Form von Gewinnrücklagen zuführen. Natürlich müssen Sie nicht den gesamten Gewinn einbehalten, sondern können Sie Entscheidung auch nur für einen Teil des Gewinns treffen.

Eine weitere Möglichkeit der Eigenkapitalfinanzierung besteht darin, dass Sie dem Unternehmen aus Ihrem privaten Vermögen Geld zuführen. Diese Möglichkeit hatten wir bereits besprochen.

Auch Kapital, das nicht aus Ihren eigenen Ersparnissen stammt, kann als Eigenkapital für die Eigenfinanzierung verwendet werden. Dies ist immer dann der Fall, wenn das Kapital von außerhalb des Unternehmens durch einen Investor eingebracht wird, der dadurch einen Anteil an Ihrem Betrieb erwirbt. Man spricht hier auch von einer Beteiligungsfinanzierung.

  • Gewinnthesaurierung (Gewinn verbleiben zumindest teilweise in der Firma)
  • Sie führen aus Ihrem Privatvermögen Geld dem Unternehmen zu
  • Außenfinanzierung mittels eines fremden Kapitalgebers

Je nach Finanzierungsform kann es sich dabei um stille Teilhaber oder aber um aktive Geschäftspartner handeln. Dies kann bedeuten, dass Sie zukünftig Entscheidungen über Ihren Betrieb nicht mehr allein treffen können, sondern demjenigen ein Mitspracherecht einräumen müssen. In diesem Zusammenhang werden Sie wahrscheinlich auch eine Ausschüttung eines Teils Ihres Gewinns an den Kapitalgeber veranlassen müssen. Denn schließlich schenkt Ihnen niemand das Geld. Allerdings erhalten Sie eben frisches Kapital, welches Ihr Unternehmen deutlich weiterbringen kann.

Charakteristisch ist, dass das Geld in Ihrem Unternehmen verbleibt und nicht zurückgezahlt werden muss (im Gegensatz zu Fremdkapital), solange die Beteiligung bestehen bleibt. Einige dieser Möglichkeiten, das Eigenkapital zu erhöhen, erläutere ich Ihnen in den nächsten Artikeln genauer, darunter:

    Beachten Sie: Es gibt neben dem Eigenkapital aus dem Rechnungswesen auch andere Definitionsvarianten des Eigenkapitals.

    • Prüfen Sie Ihre Möglichkeiten der Finanzierung!
    • Berechnen Sie Ihren Kapitalbedarf!
    Bild Torsten Montag mit weißem Hemd, sitzend
    Gründerlexikon-Redaktion Torsten Montag

    Torsten Montag ist seit 2004 als Chefredakteur inhaltlich für das Gründerlexikon verantwortlich. Er ist regelmäßig Interviewpartner sowie Gastautor von Fachbeiträgen externer Medien zum Thema Gründung und Selbständigkeit. Bevor er gruenderlexikon.de gegründet hat, war er als Steuerfachangestellter und Betriebswirt ua. bei PwC und einer Steuerkanzlei in Thüringen tätig.